Bd. 3 Nr. 1 (2021): Schule

Die Beiträge der vorliegenden Ausgabe der QfI - Qualifizierung für Inklusion richten ihren Blick auf das Feld der Qualifizierung für Inklusion im System Schule. Ausgehend von den Expertisen zur professionellen Gestaltung inklusiver Bildung in schulischen Kontexten (Heinrich, Urban & Werning, 2013; Hillenbrand, Melzer & Hagen, 2013; Moser, 2013), lassen sich zahlreiche Forschungs- und Handlungsdesiderata in der Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte identifizieren. Mit dem Call for Papers für den Themenschwerpunkt Schule wurde diese Situationsbeschreibung aufgegriffen. Fragen nach der Aus-, Fort- und Weiterbildung für eine gelingende Kommunikation und Kooperation zwischen den am inklusiven Lernprozess Beteiligten wurden darin ebenso aufgegriffen wie Fragen nach methodischen, diagnostischen und didaktischen Verfahren.

Die in dieser Ausgabe versammelten Beiträge zeigen eine intensive Bearbeitung der bestehenden Forschungsdesiderata, ebenso wie ein Aufgreifen der zum Zeitpunkt der Beitragseinreichung noch stärker in den Schulbetrieb wirkenden Konsequenzen der Corona-Pandemie. Insbesondere die Frage der multiprofessionellen Kooperation wird dabei in verschiedenen Beiträgen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen aufgegriffen. Die Aushandlungsprozesse zur Zuständigkeit von allgemeinen und sonderpädagogischen Lehrkräften für unterrichtliche Aufgaben ist das Thema eines von Quante und Urbanek beschriebenen Fortbildungskonzepts, das ebenso wie die Analyse von Daten aus der Begleitforschung im ersten Beitrag vorgestellt wird. Auch der zweite Beitrag dieser Ausgabe greift das offensichtlich bedeutsame Thema der Kooperation im Kontext einer an Inklusion orientierten Schule auf. Dazu wird von Müller und Kuhl die Begleitung des Schulentwicklungsprogramms „Jede/r ist besonders“ vor- und Ergebnisse aus drei Teilstudien dargestellt. Auch der Beitrag von Schindler und Schindler lässt sich dem Feld der multiprofessionellen Kooperation in der Schule zuordnen, wobei die Interviewstudie insbesondere Schulassistent*innen in den Blick nimmt. Mit inhaltsanalytischen Methoden werden in diesem Teilprojekt einer größeren Studie Ressourcen und Belastungen im Arbeitsfeld Schulassistenz erarbeitet. Auch Langner und Milker nehmen in ihrem Beitrag die Kooperation in der Schule in den Blick, allerdings vor dem spezifischen Hintergrund der Corona-Pandemie. Mit explorativen Interviews nähern sie sich aus einer professionstheoretischen Perspektive den schulischen und individuellen Auswirkungen der Pandemie. Mit der Corona-Pandemie beschäftigt sich auch der Beitrag von Kowalski, allerdings mit einem Fokus auf der Wahrnehmung von Schulleitungen inklusiver Grundschulen. In der dokumentarischen Interpretation zweier Interviews werden die Erfahrungen und Orientierungsrahmen rekonstruiert und mit den Inklusions- und Exklusionsprozessen an Grundschulen in Beziehung gesetzt.

Der Beitrag von Reh, Kottmann und Miller nimmt mit dem Projekt „Schule für alle“ die Einzelfallarbeit im Rahmen der Lehramtsausbildung in den Blick. Dabei werden mit der dokumentarischen Methode reflexive Prozesse aus den Praxisberichten Studierender analysiert und damit inklusionsbezogen Professionalisierungs- und Reflexionsprozesse in Praxisphasen herausgearbeitet. Im Rahmen einer Interviewstudie mit Mathematiklehrer*innen der Sekundarstufe widmen sich Häsel-Weide, Seitz, Wallner, Wilke und Heckmann den Spannungsfeldern inklusionspädagogisch fachlichen Handelns unter den spezifischen Rahmenbedingungen der Sekundarstuf, um daraus Konsequenzen für die universitäre Ausbildung abzuleiten. Müller und Pfrang thematisieren in ihrem Beitrag aus einer praxeologisch-pädagogischen Betrachtungsweise die Ermöglichung einer Stärkung der Teilhabeorientierung in der Lehrkräftebildung durch die Stärkung der moralischen Kompetenzen. Als Beispiel dafür dient in diesem Beitrag die Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion. In der Darstellung ihrer Untersuchung des Rollenverständnisses von Blinden- und Sehbehindertenpädagog*innen in inklusiven Settings arbeiten Gewinn, Miyauchi und Degenhardt mit Daten aus den USA, Japan und Deutschland Anforderungen für die Ausbildung für Unterstützungs- und Beratungstätigkeiten heraus.

Ausgehend von der Darstellung der erziehungswissenschaftlichen Inklusionsforschung, erweitert der Beitrag von Köpfer das Verständnis von Inklusion um die Dimensionen des Personen- und Strukturbezugs. Dabei arbeitet er die Notwendigkeit einer Methodologie heraus, die Prozesse der Inklusion und Exklusion in Praktiken, Strukturen und Kulturen sichtbar macht.

Für die Redaktion

Felix Buchhaupt

Literatur

Heinrich, M., Urban, M. & Werning, R. (2013). Grundlagen, Handlungsstrategien und Forschungsperspektiven für die Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften für inklusive Schulen. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 69–133). Münster: Waxmann.

Hillenbrand, C., Melzer, C. & Hagen, T. (2013). Bildung schulischer Fachkräfte für inklusive Bildungssysteme. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 33–68). Münster: Waxmann.

Moser, V. (2013). Professionalisierungsforschung als Unterrichtsforschung. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 135–146). Münster: Waxmann.

Veröffentlicht: 2021-06-14

Artikel